Rückblickend
betrachtet war die Geburtsstunde des Ventura an einem lauen Sommerabend. Gute
Freunde besuchten uns zum Essen, beim Apéro servierten wir Gin Tonic. Dabei
schwärmten sie von einem Gin-Kurs, in dem sie aus Wodka Gin gemacht hatten. Unser
Staunen war gross: Jeder kann Gin selber machen? Wir waren hin und weg. Denn
wir lieben Gin.
Wodka,
Botanicals und etwas Zeit, mehr würde es nicht brauchen. Natürlich setzten wir
gleich am nächsten Tag unseren ersten «Gin» an, neben Wachholder mit Brombeeren,
Zitrone und Ingwer. Das Resultat war orangefarben, fruchtig – und mundet uns
noch heute. Wir druckten Etiketten, befüllten kleine Flaschen und überreichten
eine davon unseren Freunden als Präsent. Der Traum vom eigenen Gin war da noch
nicht geboren.
Aber
wir waren im Sog des Gins. Wir lasen uns ein, wälzten Bücher, forschten und
tauchten immer tiefer in seine Welt ein. Bald war klar: Wir wollten mehr. Wir
wollten den wahren, echten, den perfekten Gin. Die Krönung des Destillierens.
Also begannen wir zu brennen. Oder zumindest das, was zwei Quereinsteiger als
brennen bezeichnen.
Mit
Spannung fieberten wir den ersten Tropfen entgegen, doch die Misserfolge hielten
sich mit dem Staunen über die seltenen Erfolge nicht gerade die Waage. Kurzum:
Die Resultate waren grässlich und ernüchternd. Bei all dem Schwanken zwischen Ohnmacht,
Hilflosigkeit und Frust fragten wir uns, ob wir abbrechen sollten. Aber
aufgeben war keine Option. Was tun?
Stolz auf unseren Gin
André und Nico Eschler
Der
Corona-Lockdown war auch nicht gerade hilfreich; sämtliche Brennkurse im In-
und Ausland waren bis auf Weiteres abgesagt. So wühlten wir uns tagelang durchs
Internet, schauten uns Videos an und lernten immer mehr. Aber erst der
Austausch mit einem Brennmeister gab uns schliesslich den entscheidenden
Fingerzeig.
Voller Euphorie machten wir
uns neuerlich ans Werk. Wir brannten, tüftelten, verwarfen, dosierten und
mischten mit einer Akribie, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Dennoch traf
uns die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht: Trotz aller Gewissenhaftigkeit
und Geduld würden wir als Neo-Brenner nur mit einem Glückstreffer zum Erfolg
kommen. Und Glück gehört sicher nicht zu den Zutaten des perfekten Gins.
Wieder
fragten wir uns, ob es das gewesen sein sollte. Aber aufgeben war keine Option,
schliesslich hatten wir ein Rezept mit neun Botanicals ausgeklügelt, von dem
wir überzeugt waren; ein Rezept, das zum perfekten Gin führen sollte? Ausserdem
hatten wir bereits Tausende von Franken und fast ebenso viele Arbeitsstunden in
Gerätschaften, Flaschen und Botanics geflossen.
Was
wir brauchten, war ein Profi; wir brauchten eine Brennerei. Und die war nur
einen Anruf entfernt. Doch dieser Anruf würde weitere Kosten nach sich ziehen,
weitaus höhere Kosten für Produktion, Vermarktung und alles, was damit
einhergeht. Wir würden eine Tür öffnen, sie sich so schnell nicht mehr
schliessen liesse.
Natürlich
öffneten wir diese Tür. Wir stiessen sie regelrecht auf. Denn ein Zurück gab es
zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr. Das vor Augen, war der letzte,
entscheidende Schritt ein Kinderspiel: Unser Rezept unter professionellen
Bedingungen destillieren zu lassen. Die richtige Brennerei war schnell
gefunden. Und auch wenn der Brennmeister davon abriet, aufs Geratewohl unsere
Mischung zuzubereiten, so hielten wir doch daran fest. Auch er merkte, dass wir
durch nichts von unserem Weg abzubringen waren.
Schon
am nächsten Tag klingelte das Telefon: Der Gin sei fertig, und ja: Er sei
wirklich gut geworden. Kaum aufgelegt, fuhren wir zur Destillerie, wo vier 200-Milliliter-Fläschchen
bereitstanden. Die Spannung war schier unerträglich. Wir öffneten das eine
Fläschchen, rochen, schauten uns an – und lächelten. Genauso hatten wir uns das
vorgestellt: kräftig, würzig, frisch und eine Leichtigkeit von Wachholder. Die
Degustation im Glas bestätigte den ersten Eindruck mit noch intensiverem Aroma,
ja einer wahren Explosion im Mund. Doch im Abgang brannte er im Hals.
Wir hatten also den ersten
Gin, toll in der Nase, grossartig im Mund, doch kratzend im Abgang. Nun hiess
es, an unserem Rezept zu feilen. Naheliegend war, die Menge unseres exotischen
Pfeffers zu reduzieren, der uns von Anfang an restlos überzeugt hatte. So
entstanden weitere Brände, die anders, ja besser waren – aber eben noch nicht
perfekt. Wir tüftelten weiter, justierten nach, balancierten aus und schliffen
zurecht. Und schliesslich war er geboren: der Ventura London Dry Gin. Unser
perfekter Gin.
Wir
gaben die Produktion der ersten 250 Liter in Auftrag – unwissend, welch hohe Hürden
sich uns noch in den Weg stellen würden. Ohnehin überwogen wahre Glücksgefühle,
und diese wollten wir im Namen festhalten. So entstand Ventura. Schliesslich hatten
wir etwas Neues erschaffen, etwas, mit dem wir anderen Menschen Freude bereiten
würden.
Wir kreierten die Etikette,
suchten die passende Flasche, lernten, dass nicht die Auswahl, sondern die Verfügbarkeit
ausschlaggebend war, bestellten eine Abfüllanlage, entschieden uns für Korken
als Verschlüsse und Wachs zur Versiegelung. Der perfekte Gin brauchte auch die
perfekte Hülle.
So
stiessen wir auch auf einen Gin, der bei der Zugabe von Tonic seine Farbe
änderte. Wir blickten uns an, lächelten – und waren neuerlich Feuer und Flamme.
So entstand der Cobalt Dry Gin – natürlich nicht ohne jede Menge weiterer
Tüfteleien, Dosierungen und Verwürfe. Nun erinnert uns sein klares Türkis an
eine unberührte Lagune. Aromatisch ist er nahe am Ventura London Dry Gin, doch
sein Feuerwerk, das er fürs Auge zündet, macht ihn einzigartig.
Dennoch
stiessen wir an weitere Grenzen. Etwa beim Etikettieren der Flaschen, das ohne
Maschine nicht möglich war. Jedenfalls nicht so, dass es dem perfekten Gin zur
Ehre gereicht hätte. Also floss die nächste Investition in ein Etikettiergerät
– neben Etikettendrucker und Heissfolienprägung aus Kupfer. Und ob wir auch die
nächste Charge von Hand abfüllen, verschliessen, zuwachsen und versiegeln
wollen, müssen wir uns gut überlegen.
Und
dass wir beschlossen hatten, jede der zahlreichen Vorbestellungen persönlich
auszuliefern, machte es auch nicht einfacher. Aber der Stolz bei der Übergabe
jeder einzelnen Flasche wog alles auf. So
sorgt Ventura nicht nur für Glücksgefühle bei uns, sondern auch bei allen, die
ihn geniessen. Vorzugsweise an einem lauen Sommerabend.
Immerwieder wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass unser Gin einfach zu stark sei und gerade Frauen sagten uns, dass sie gerne einen milder Gin hätten.
Es war die Stunde des Ventura Old Tom. Etwas weniger Alkohol gesüsst mit Rheinfelder Honig war das Rezept.
Unser Ventura London Dry Gin eignete sich jedoch nicht zur Weiterverarbeitung als Old Tom, da er zuviel intensive Botanicals hat kam der Honiggeschmack nicht wie gewollt hervor. So kreierten wir von grund auf einen neuen Gin. Die DNA entspricht dem Ventura London Dry jedoch mit dezenterem Botanicals Einsatz.
Die Flasche sollte an die Geschichte des Old Tom angepasst sein. War er doch schon vor vielen Jahren in London zum Kult erkoren. Bei der Rezeptur hielten wir uns genau an die strengen Vorgaben und kreierten eine passende Etikette.
Schon nach kurzer Zeit war er klarer Bestandteil unseres Angebotes.
Danke für dein Interesse.